Volz: Von 4,581 Millionen Plus zu 1,269 Millionen Minus
Veröffentlicht in: Berichte, Wirtschaft
Gründer-Familie bezieht Geschäftsführer-Gehalt, Mieten für die Werke I bis VII sowie Zinsen für Gesellschafterdarlehen
Der Geschäftsverlauf 2012 war bei Filter-Volz „insgesamt erfreulich“, wie der Kaufmännische Leiter mitgeteilt hat – die Frage nach dem Jahresergebnis hat er aber nicht beantwortet. Als Pläne für das laufende Geschäftsjahr nennt er einen Sozialplan und eine weitere Teilverlagerung in die Slowakei. Was ist los mit dem Horber Unternehmen, das unter Gründer Manfred Volz einst Millionengewinne eingefahren hat?
Horb. Im Jahr 2005 – ältere Ergebnisse liegen der SÜDWEST PRESSE nicht vor – hat Filter-Volz einen Konzerngewinn von 3,514 Millionen Euro eingefahren. Das „Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit“ betrug 4,581 Millionen.
Zum 3. November 2004 hatte Unternehmensgründer Manfred Volz seinen Sohn Rainer in die Geschäftsführung der „Volz Luftfilter Verwaltungs-GmbH“ berufen. Zum 13. Januar 2005 ist der Junior mit 538 461,54 Euro als Kommanditist in die „Volz Luftfilter GmbH & Co. KG“ eingetreten, an welcher der Senior damals unverändert eine Million Euro gehalten hat.
An den 2005er-Gewinn ist die Filter-Firma nicht mehr herangekommen. Die aktuellste Volz-Bilanz, in die Journalisten gegenwärtig Einblick gewinnen können, stammt aus dem Jahr 2011. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit betrug minus 1,269 Millionen Euro, der Konzerngewinn 540 730,58 Euro. Im Jahr 2010 gab es gar einen Konzernverlust in Höhe von 2,686 Millionen Euro.
Eine Ursache dieser Negativentwicklung sind die Raumkosten. Im Konzernlagebericht 2008 wird vermerkt, dass sie „durch das neue Werk VII“ um „rund 0,5 Millionen Euro gestiegen“ seien. Im 2007er-Lagebericht hieß es noch: „Es bestehen laufende Mietverpflichtungen gegenüber den anderen Gesellschaftern aus der Anmietung der Werke I bis VI. Die jährlichen Mietverpflichtungen belaufen sich auf 2,35476 Millionen Euro.“
Nachdem im Jahresverlauf 2008 das „Werk VII“ hinzukam, kletterten die Mietverpflichtungen auf 3,057 Millionen und 2009 auf 3,653 Millionen Euro. Im 2011er-Lagebericht, der vom 8. Mai 2012 datiert, steht: „Mit den Kommanditisten, die gleichzeitig Geschäftsführer der Mutter-GmbH sind beziehungsweise waren, sowie mit deren Angehörigen sind Mietverträge über die in deren Privateigentum befindlichen Produktionsstätten abgeschlossen. Es waren im Geschäftsjahr 3,773 Millionen Euro Mietzahlungen aufgrund dieser Vereinbarungen zu leisten.“ Die Immobilien gehören demnach der Familie von Manfred und Rainer Volz – die Firma zahlt Miete.
Vergleicht man die Mietzahlungen des Jahres 2007, als es noch kein „Werk VII“ gab, mit den Mietzahlungen 2009, als „Werk VII“ erstmals ganzjährig zu Buche schlug, ergibt sich eine Differenz von knapp 1,3 Millionen Euro. Finanziert wird mit der Miete eine Halle, die einst als 10-Millionen-Investition gefeiert worden ist.
Im Konzernlagebericht 2009 wurde gewarnt: „Ein Risiko besteht darin, dass im Zuge des zurückgegangenen Umsatzes und ausbleibender deutlicher Kapazitätssteigerung das Werk VII der Volz Luftfilter GmbH & Co. KG, das 2008 fertiggestellt wurde und das wir langfristig angemietet haben, nicht wie ursprünglich vorgesehen genutzt werden kann.“ Ein „Nachtragsbericht“ offenbart: „Über die im Werk VII von der Volz Luftfilter GmbH & Co. KG nicht mehr benötigten Flächen werden derzeit Gespräche mit Interessenten über eine Vermietung geführt. Durch eine mögliche Untervermietung sollen die Mietaufwendungen für Werk VII teilweise kompensiert werden.“ Darüber hinaus heißt es im Lagebericht: „Der außerordentliche Aufwand betrifft 2009 die Bildung einer Drohverlustrückstellung für Verluste aus abgeschlossenen Mietverträgen.“ Das Volumen dieser Rückstellung: 2 Millionen Euro. „Im Jahr 2008 wurde das von uns angemietete neue Werk VII der Volz Luftfilter GmbH & Co. KG am Stammstandort des Konzernsitzes in Horb fertiggestellt und bezogen. Leider fiel die damit geplante Kapazitätsausweitung mit der weltweiten Nachfrageschwäche zusammen, so dass hier räumliche Überkapazitäten vorhanden sind.“
Ausweislich einer Vermietungsannonce aus dem Jahr 2010 erfolgte der „Erstbezug“ anno „2009“. Angeboten wurden rund 8000 Quadratmeter in „Werk VII“. Rund 4000 Quadratmeter eines weiteren Werks wurden zeitgleich zum Verkauf oder zur Vermietung angeboten. Offenbar klappte das aber nicht plangemäß. Denn 2010 hat Volz die Drohverlustrückstellung von 2 auf 5,5 Millionen Euro erhöht – 2011 wurde die Rückstellung aufgrund von Vermietungen wieder um 2 Millionen Euro reduziert. Aufgrund dieser buchhalterischen Änderung kam 2011 – trotz der knapp 1,3 Millionen Minus aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit – noch ein Konzerngewinn von gut einer halben Million heraus.
Im Konzernlagebericht 2011 findet sich auch folgender Hinweis: „In den sonstigen Verbindlichkeiten sind Verbindlichkeiten gegenüber Kommanditisten, die gleichzeitig Geschäftsführer der Muttergesellschaft sind, mit 2,649 Millionen Euro (Vorjahr: 2,257 Millionen Euro) enthalten. Die Verbindlichkeiten resultieren im Wesentlichen aus Darlehen und laufenden Verrechnungen und werden in der Regel mit 5 Prozent verzinst.“ Im Jahr 2009 lagen diese Darlehen sogar bei 4,707 Millionen Euro.
Von dem, was die Volz-Belegschaft erwirtschaftet, fließen also Geschäftsführerbezüge, Mieten und Zinsen an die Familie Volz.
Unternehmensgründer Manfred Volz hat sich schrittweise zurückgezogen, bis er am 15. Mai 2012 die Geschäftsführung vollends seinem Sohn überlassen hat. Zum 2. November 2012 hat er seinen Geschäftsanteil in Höhe von 25 000 Euro an der „Volz Luftfilter Verwaltungs-GmbH“ geteilt, seither hat Rainer Volz 23 750 Euro davon. Zum 6. November 2012 hat der Senior zudem 923 000 Euro seines Kommanditisten-Anteils an den Junior übertragen – an der „Volz Luftfilter GmbH & Co. KG“ hält Manfred Volz noch 77 000 Euro.
Andreas Ellinger, Südwest Presse Horb, Horber Chronik
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