Stauseen statt Nationalpark?
Veröffentlicht in: Satiren, Umwelt
Erst wenn Baiersbronn geflutet, die Planung des Schwarzenberg-Tunnels endgültig abgesoffen und das „Café Pause“ am Freudenstädter Marktplatz zum Strandhotel geworden ist, wird die CDU im Schwarzwald feststellen, dass der grün-rote Nationalpark vielleicht doch das kleinere Übel gewesen wäre…
„Bevor man über einen Nationalpark im Schwarzwald nachdenkt“, müsse es um die Energiewende gehen, sagte Winfried Mack, der stellvertretende Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion am Dienstag in einer Nachhilfestunde für die grün-rote Landesregierung im Horber Kloster. „Wir brauchen Pumpspeicherkraftwerke.“ Und bei der Suche „nach geeigneten Plätzen“ möchte der CDU-Spitzenpolitiker keinen Bogen um einen Nationalpark im Schwarzwald machen müssen.
Die Vorteile von Pumpspeicherkraftwerken im Kreis Freudenstadt sind unbestritten: Wenn zwei Murgtalsperren errichtet und der Fluss gestaut würde, wäre das die nachhaltigste Maßnahme gegen den Borkenkäfer an den Baiersbronner Talhängen – und damit im Sinne all jener, die den Nationalpark an der Schwarzwald-Front als Borkenkäfer-Biotop bekämpfen.
Trotzdem birgt diese landespolitische Initiative die Gefahr, dass Winfried Mack nicht nur die Nationalpark-Befürworter, sondern auch die Nationalpark-Gegner verärgert. Privatwälder in verwässerten Schwarzwald-Tälern könnten nur noch im Taucheranzug bewirtschaftet werden, bisherige Rotwild-Jäger müssten sich mit Harpunen bewaffnen, Landwirte könnten bestenfalls noch an den Ufern früherer Bergrücken Reis anbauen und der Landkreis müsste den Auerhahn als Wappentier durch einen Kormoran ersetzen. Zudem wäre es an den Freudenstädtern, unmittelbar hinter ihrem Tunnel eine Brücke zu planen.
Auch die CDU müsste sich umstellen: Anstelle des Waldes in der Parteifarbe Schwarz entstünden Seen in wässrigem Unions-Blau. Und der Baiersbronner CDU-Landtagsabgeordnete Norbert Beck sowie die Mitteltaler CDU-Kreisvorsitzende Prof. Dr. Conny Mayer-Bonde müssten eine Sauerstoff-Flasche aufmachen, wenn sie sich aufs Wohnzimmer-Sofa setzen. Eine Genugtuung bliebe der Kreis-CDU allerdings: Der grüne Landesminister und Nationalpark-Verfechter Alexander Bonde würde ebenfalls nasse Füße bekommen…
Andreas Ellinger, Südwest Presse Horb, Horber Chronik